Schweißtreibende Regularien
Ein Punk
haßt die Regeln derjenigen,
die sich selbst als normal bezeichnen,
will keine aufstellen,
legt sich mit allen gleichermaßen an.
Mit Deutschen, Ausländern, Männern, Frauen, Linken, Rechten.
Aber am liebsten mit
SICHERHEIT und ORDNUNG.
Punk
hält die Menschheit
und auch Punk
für eine unrettbar verlorene Katastrophe,
bewirft am liebsten sich selbst mit Dreck,
verwendet ordinäre und provokante Worte,
wie unter Zwang
und doch aus eigenem Entschluß.
Kommt mit niemandem klar
und andere nicht mit ihm.
Weil er keine Ruhe geben will
und nicht funktioniert.
Punk
tut, was verboten ist,
schlägt alle Warnungen
vor Ärger in den Wind.
Spielt mit Ratten und Vogelspinnen, kokettiert mit Krieg, Hakenkreuzen, Pol Pot und der RAF.
Kann verdreckt oder geleckt daherkommen,
dumm oder klug,
sturztrunken oder stocknüchtern,
mit Lederjacke, Bademantel oder im Anzug herumlaufen.
Entspricht nie
den Erwartungen anderer,
zieht sein Ding durch,
selbst wenn er daran
kaputtgeht.
Es ist der
Zweifel,
den Punk liebt.
Sex ist deshalb für ihn
5 Minuten Liegestütz -
Gefühle
überläßt er denen,
die sich ausgeklügelte Rollenbilder
für Männer und Frauen
und Homos und Heteros
ausgetüftelt haben.
Punk
kennt keine Unterschiede,
jeder fickt, wen und wie er Bock hat.
Jedes Er ist ein Sie,
und jedes Sie ist ein Er.
Und eigentlich sind sie alle sowieso Es.
Punk hat’s gerne einfach.
So war das in der guten alten Punk-Zeit,
als die Welt noch in Unordnung war.
Aber heutzutage tickt Punk ganz anders.
Und zwar so:
Ein/e Punker:in
ist ein/e/r, der/die/das
auf der richtigen Seite steht:
gegen Deutschland,
gegen Amerika,
den Westen,
die Kirche,
Politiker:innen,
Patriarchat,
Bullen,
Arbeit,
Geld.
Und ganz besonders
gegen Nazis.
Als ein/e engagierte/r Kämpfer:in
mit Rückgrat,
hilfsbereit,
sympathisch,
engagiert
für das politisch korrekte Miteinander,
das neue Mattbunt.
Klare Standpunkte statt Grauzone.
Vorbild für alle,
immer auf der Suche nach dem Himmel auf Erden.
Er/Sie/Div
lebt frei
und individuell
und liebt je nach Bedarf
Freibier, Dope oder Enthaltsamkeit.
Macht sich kaputt
oder Abitur,
haust auf Bauwagenplätzen
und trägt zerfetzte Frisuren und Klamotten
in verblassten Farben.
Vergöttert Hunde
als beste Freund:innen des Menschen,
geht auf Demos,
tritt für die Grundsicherung ein und
für Frauenrechte,
Geflüchtete,
natürlich Tiere und
überhaupt alle Unterdrückten und Diskriminierten.
Er/Sie/Div
sagt, daß jede/r
für sich selbst denken soll,
solange das Ergebnis nicht rechts ist,
oder reich, homophob, sexistisch, rassistisch undsoweiterundsofort,
die Liste ist lang.
Hm.
Alles ganz schön anstrengend,
das eine wie das andere.
Und hört sich nicht nach Spaß an.
Ob ich jemals ein Punk war?
Scheiße, lieber nicht.